GUSTAV IM INTERVIEW

    Für sein neues Album hat sich GUSTAV an Orte, Plätze und in Räume begeben, die für ihn von Bedeutung sind und sich von ihnen inspirieren lassen. Er hat ihre Klänge aufgenommen und seine Gedanken und Melodien für «neuf – neun – nün» niedergeschrieben. In Zusammenarbeit mit seiner Band sowie den französischen Textern Manu Lods, Pierre Lericq und der Frankokanadierin Jeanne Rochette ist ein ergreifendes Werk mit zehn neuen Songs auf Französisch und Deutsch entstanden. Mit «Tous ensemble» lieferte GUSTAV den offiziellen SRF-Song zur UEFA EURO 2016.

    (Bild: zVg) Gustav

    Für die Arbeit zu seinem neuen Album «neuf – neun – nün» hat sich GUSTAV immer wieder an Orte, Plätze und in Räume seiner nahen Umgebung begeben, die für ihn wichtig sind oder die ihn auf irgendeine Art bewegt haben. Mit einem Aufnahmegerät hat er einzelne Klänge dieser Orte und Räume festgehalten und seine spontanen Gedanken und Melodien niedergeschrieben. Dies alles hat er danach, in Zusammenarbeit mit seiner Band sowie den französischen Textern Manu Lods, Pierre Lericq und der Frankokanadierin Jeanne Rochette, ausgearbeitet und während zwei Monaten im Studio La Fonderie in Freiburg aufgenommen. So hat GUSTAV auf der Suche nach inspirierenden Räumen – kurz nach den Terroranschlägen in Paris – die Cathédrale Saint-Nicolas in Freiburg betreten. Der daraus entstandene Song «La prière» ist eine kritische Auseinandersetzung mit Gott und ist später wegweisend für das gesamte Album geworden: Alle Songs weisen eine musikalische und textliche Tiefe und reflektieren Teile seines Lebens: Sei es in der Stille der Nacht auf dem Galgenhügel hinter seiner Wohnung, in der Enge des Kellers seiner verstorbenen Grosseltern, im elektrisierenden Freudentaumel des Sportstadions oder in der aufkeimenden Angst beim Rennen durch den Moncorwald, in jedem Song ist das Leben in seiner Vielfalt und seiner Herausforderung zu spüren. So sind aus der Auseinandersetzung mit seiner persönlichen Umgebung zehn Songs entstanden. GUSTAV singt sie auf Französisch, Hochdeutsch und in Schweizer Mundart, als Referenz an seine Zweisprachigkeit und an die multikulturelle Schweiz. Alle Songs wurden von Clint Murphy in den Modern World Studios in Tetbury/Bristol (GB) gemischt und in New York im Sterling Sound Studio von Ryan Smith gemastert.

    Hallo Gustav, wie geht es dir?
    Gustav: Hervorragend, danke.

    Du hast ein neues Album am Start mit dem Namen «neuf – neun – nün» (Release 24. Juni 2016). Ein wirklich gelungenes Album. Wie ist die Platte entstanden?
    Gustav: Danke, das freut mich, dass es dir gefällt. Ich habe mich für das Album an verschiedene für mich wichtige oder spannende Orte, Plätze und Räume begeben, sodann 30 Minuten dort verharrt, ohne auf dem Handy «herumzufingerlen», habe kurz einzelne Klänge dieser Orte aufgenommen und mich von diesen 30 Minuten für einen Song inspirieren lassen. Ich war im Stadion, im Wald, am Fluss, im Keller, auf einem Galgenhügel, mitten in der Stadt, in einer Kirche, in meiner Wohnung und sogar in mir drin.

    Der offizielle SRF-Song »Tous Ensemble» für die UEFA EURO 2016 stammt von dir, erzähl uns ein bisschen mehr davon?
    Gustav: Für mein Album war ich noch vor der Anfrage durch SRF in einem Stadion, um mich inspirieren zu lassen. Ein unglaublicher Ort, der über die Kultur- und Sprachgrenzen hinweg, Menschen euphorisiert und zusammenbringt. Dieses elektrisierende Gefühl wollte ich auf einen Song packen. Habe eine erste Idee aufgenommen ohne Text. Da kam SRF auf mich zu und fragte, ob ich ihnen eine Songidee für die Euro hätte. Ein schöner Zufall, also. Und so habe ich aufgrund meiner ersten Idee, den EM Song geschrieben.

    Wie würdest du dieses Album beschreiben?
    Gustav: Die ersten Orte, die ich unfreiwillig besucht habe, waren der Keller meines Grossvaters, den wir nach seinem Tod ausräumen mussten und die Kirche. Diese beiden Orte haben mich sehr berührt und es entstanden sehr emotionale Songs. «Dans la cave de mon grand-père» ist eine Danksagung an alle Grössväter- und Mütter, die vor dem zweiten Krieg ihre Jugend in Armut verbracht haben. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass es uns so gut geht und wir im Wohlstand leben. Die Kirche wiederum ist ein sehr zwiespältiger Ort. Das Innere übt eine unglaubliche Kraft aus, man wird automatisch still, ruhig und reflektierend, ohne dass man da gläubig oder religiös ist. Auf der anderen Seite haben Religionen so viel Blut an ihren Händen, dass es für mich Zeit war, diesen Zweifel und diese vielen Fragen in einen Song zu packen. Diese beiden Songs haben die Inhalte des Albums vorgegeben. Ich wollte keine Happy Songs ohne Aussage machen. Ich habe bei allen Song die musikalische und textliche Tiefe gesucht. Es ist ein sehr persönliches Album geworden. Die Songs widerspiegeln sehr stark meine heutige Haltung, Gedanken und meine Sichtweise.

    Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?
    Gustav: Die ersten Orte (Keller und Kirche) habe ich schon vor Jahren besucht und die Emotionen in mir drin gespeichert. Meine Ideen sammeln sich über Jahre hinweg, die besten bleiben hängen und aus ihnen mache ich dann die Musik. Ich sperre mich dann jeweils für zirka drei Monate selber in ein Studio ein, schreibe die Songs zu Ende, nehme oft alles selber auf, hole mir für einzelne Parts einige Musiker zu Hilfe, schreibe Texte, lasse Fotos machen, bastle das Artwork, fliege nach England für den Mix und bei Terminabgabe liefere ich völlig ausgepowert das fixfertige Album der Plattenfirma ab. So ungefähr ist es bei den letzten neun Alben jeweils abgelaufen.

    Wie sehen deine nächsten Pläne aus, eine Tour geplant?
    Gustav: Wir testen einige neue Songs auf zirka zehn kleinen Festivals und Openairs aus und gehen dann ab Oktober auf grosse Schweizer Tour. Alle Daten werden fortlaufend auf meiner Webseite publiziert.

    Wie findest du hat sich die Musikindustrie in den letzten Jahren verändert?
    Gustav: Alles ist in Bewegung, Stillstand gibt es nicht. Man kann Technologien nicht aufhalten. Ich war wohl der erste Spotify Abonnent in der Schweiz, als Musikkonsument ist dieser Dienst einfach der Wahnsinn. Als Musiker etwas weniger, aber aus marktwirtschaftlicher Sicht macht das schon Sinn. Songs und Alben sind wichtig, damit man wieder Konzerte geben kann, es ist eine Visitenkarte. So klingt man, so sieht man aus. Am wichtigsten ist, dass man sich immer auf Neues einlässt, und nicht daran verzweifelt.

    Eine Message für unsere Leser?
    Gustav: Schnauft einmal pro Tag durch, lasst euch nicht zu fest durch den Alltag peitschen, Freunde!

    Album:
    «neuf – neun – nün» (Universal Music) ab sofort im Handel erhältlich

    Gustav Tour und Livedaten sowie aktuelle News unter:
    www.gustav.ch

    Christos & Christos

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