Rechnen im Alltag

    Für über 400’000 Menschen ein Spiessrutenlauf

    Am 14. März weist die UNESCO mit dem internationalen Tag der Mathematik auf die Bedeutung und die zentrale Rolle der Mathematik hin. Alltagsmathematik ist neben Lesen, Schreiben und dem Bedienen von digitalen Geräten (digitale Kompetenzen) eine Grundkompetenz, die Menschen benötigen, um in ihrem Alltag möglichst selbständig zu sein. Rund 9 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 16 und 65 Jahren hat aber grosse Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen. Aufgrund dieser Rechenschwäche wird z.B. Einkaufen, das Ausfüllen der Steuererklärung oder das Führen eines Haushaltsbudgets zu einer grossen Herausforderung.

    (Bild: pixabay) Die UNESCO feiert am 14. März den internationalen Tag der Mathematik. Der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass rund 9 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 16 und 65 Jahren grosse Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen haben.

    Betroffene Menschen können beispielsweise nicht von günstigen Angeboten profitieren, weil sie Mühe haben, Produkte miteinander zu vergleichen oder einen Rabatt auszurechnen. Sie müssen quasi blind und ohne genau zu wissen, wie viel etwas kostet, einkaufen. Das ist für die betroffenen Personen eine Belastung, das auch mit einem erhöhten Risiko zur Verschuldung einhergeht. Nebst den individuellen, finanziellen Gefahren stellen sich auch Fragen betreffend der Chancengleichheit und der Prävention von Armut.

    Ein Menü nach Rezept kochen, Preise bei Produkten vergleichen oder die Uhrzeit richtig lesen – für diese alltäglichen Tätigkeiten braucht es Mathematik. Es müssen Zahlen, Mengen und Grössen beigezogen werden und dafür müssen grundlegende Fertigkeiten wie Rechnen, Schätzen und Vergleichen beherrscht werden. Gelingt dies nicht, können bereits Alltagssituationen zur Belastung werden. «Ich möchte möglichst günstig einkaufen, aber das gelingt mir nicht, weil ich nicht weiss, wie man einen Rabatt ausrechnet. Am Schluss gehe ich an die Kasse und bin überrascht, dass es so viel kostet», sagt eine betroffene Person. Menschen, die nicht in genügendem Ausmass über diese numerischen und mathematischen Kompetenzen für ihren Alltag verfügen, haben eine so genannte Rechenschwäche.

    «Menschen, die Mühe beim Rechnen haben, geben mehr Geld aus»
    400’000 Menschen in der Schweiz sind in dieser Situation und bereits bei einfachen Rechenaufgaben überfordert. Dabei geht es nicht primär um Schulwissen, sondern darum, den Ansprüchen im täglichen Leben und Beruf gerecht zu werden. «Menschen, die Mühe mit Rechnen haben, geben in der Regel mehr Geld aus, weil sie beispielsweise im Supermarkt Produkte nicht miteinander vergleichen können», sagt Georg Held, Kursleiter für Alltagsmathematik. «Auch beim Thema Retourgeld merken die Menschen, dass sie Defizite haben. Sie können zum Beispiel nicht kontrollieren, ob das Wechselgeld stimmt. Damit laufen sie Gefahr über den Tisch gezogen zu werden.» Auch Rechnungen zu bezahlen oder ein Budget zu erstellen sind Aufgaben, die sie nur schwierig oder gar nicht meistern können. Dies ist einer der Gründe, weshalb sie häufiger Gefahr laufen, von Armut betroffen zu sein oder ein erhöhtes Verschuldungsrisiko haben.

    Für die Gesellschaft problematisch
    Die Auswirkungen fehlender mathematischer Grundkenntnisse sind nicht nur für die betroffenen Personen, sondern auch für die Gesellschaft einschneidend. Durch die Ausgaben der Arbeitslosenversicherung, der Sozialhilfe oder der Invalidenversicherung entstehen hohe Kosten. Wegen den steigenden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt sind geringe Grundkompetenzen auch ein zentraler Risikofaktor, die Stelle zu verlieren oder keine neue Stelle zu finden. Die Tabuisierung des Themas aber auch das fehlende Bewusstsein der Öffentlichkeit erschweren den Schritt, geeignete Unterstützungs- und Bildungsangebote zu nutzen. Daher entwickeln Menschen, die Schwierigkeiten mit Rechnen haben, oft Strategien, wie sie unangenehme Situationen umgehen können, auch aus Sorge vor Konsequenzen oder aus Scham.

    Am internationalen Tag der Mathematik möchte der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben (DVLS) daran erinnern, dass mathematische Alltagskompetenzen keine Selbstverständlichkeit sind. Der DVLS und seine Mitglieder setzen sich dafür ein, dass alle Menschen einen sicheren Umgang mit den Grundkompetenzen erlangen können. Es ist in jedem Alter möglich seine Rechenkompetenzen zu verbessern. Personen, die Schwierigkeiten mit Alltagsmathematik haben, finden auf der Webseite www.besser-jetzt.ch Angebote und Kurse in ihrer Region. Die Hotline 0800 47 47 47 gibt auch telefonisch Auskunft.

    pd


    Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben

    Der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben ist die nationale Dachorganisation für Grundkompetenzen. Er ist der Zusammenschluss der sprachregionalen Organisationen in der Schweiz, die seit Jahren mit Bildungs- und Sensibilisierungsaktivitäten im Bereich Grundkompetenzen tätig sind. Mit seiner langjährigen Erfahrung engagiert sich der Dachverband für betroffene Personen durch Aktivitäten in den Bereichen Information, Sensibilisierung, Beratung, lnteressensvertretung sowie Netzwerkarbeit.

    www.lesen-schreiben-schweiz.ch

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